
Hol' mir den Mond vom Himmel - Décroche la Lune ist NEU bei MASTERWEIN
Als mir zum ersten Mal die Weine von Comte de Thun angeboten wurden, habe ich diese gar nicht probieren wollen. Aber ich kannte den neuen Exportleiter des Betriebs schon einige Jahre, als er noch für ein anderes Weingut tätig war. Stefan drängte mich geradezu, die Weine zu verkosten und versprach mir eine echte Entdeckung. Also probierte ich die Rotweine, und war schlichtweg begeistert. Spitzenweine in perfekter Trinkreife für bezahlbares Geld findet man eben nicht alle Tage. Dann stellte mir Stefan auch noch einen Weißwein auf den Tisch, und wieder winkte ich zunächst ab. Ich war der Meinung, dass es schon schwierig genug sei, die Rotweine aus einer kaum bekannten Herkunft (Gaillac) ohne entsprechende AOC-Herkunft am Markt zu positionieren. Weißweine von dort kannte ich bis dato nur als belanglose, austauschbare Tropfen. Wieder versprach er mir ein kleines Wunder, und wieder überzeugte er mich!
Der Mon Blanc, damals mit Jahrgang 2018, hatte mich restlos überzeugt und schnell auch unsere Kunden. Die Verkaufszahlen entwickelten sich viel besser als die der Roten. Die Cuvée aus Chardonnay, Sémillon und Sauvignon Blanc zeigte neben der intensiv saftigen Mirabellenfrucht einen feinen Schmelz, der die opulente Frucht perfekt abrundete. Eine feine, reife Säure lenkte die Aromen in ein dichtverwobenes, wunderschönes Finale, das gleich wieder Lust auf den nächsten Schluck machte.
Der Nachfolger im Jahrgang nannte sich dann plötzlich Décroche La Lune, und sah nicht nur komplett anders aus, sondern schmeckte auch anders. Lange nicht so gehaltvoll, balanciert und cremig wie der Mon Blanc. Irgendwie kam ich mit dem Wein nicht klar, und konsequent habe ich auf einen Einkauf verzichtet.
Als ich diesen August vor Ort das Weingut besuchte, schaute ich mir natürlich erst einmal die 30 Hektar Rebflächen, die mit den roten Sorten bestockt waren. Die Parzellen La Cabane, wo der Cabernet Franc gedeiht, La Maze mit Merlot und La Tarabelle mit Syrah. Irritiert war ich, keine Reben mit weißen Trauben zu sehen. Das Geheimnis lüftete sich schnell: Während die Parzellen mit den roten Sorten nördlich vom Gutshof gedeihten, waren die weißen Sorten auf einer einzelnen, solitären, nur 1 Hektar großen Fläche südöstlich des Gutshofs zu finden.
Blick von der Rebfläche mit weißen Sorten auf Château de Frausseilles (Gutshof von Comte de Thun)
Beim Betrachten der Stöcke wurde mir schnell klar, dass der Rotwein hier die erste Geige spielt. Was ja auch Sinn macht, denn die grandiosen Rotweine haben Klasse und ein Lagerpotenzial, wie es der Weißwein nie erreichen wird. Das beantwortete auch meine Frage, warum der 2019er Décroche la Lune nicht die Klasse des 2018er erreicht hat. "Man muss Prioritäten setzen", war die Antwort, und im Zweifelsfall muss der Weißwein zurückstehen.
Mit dem 2020er war dann wieder alles bestens, gewohnte Qualität, viel Frucht, viel Schmelz, mit herrlichem Trinkfluss. Zusammen mit seinem roten Bruder Chope Le Coq (der2019er ist unser Wein des Monats Oktober 2022) bildet er die Basislinie bei Comte de Thun, die nicht nur im Aussehen und Namen völlig anders sind als die Spitzenweine. Sie bieten alle ein unverschämt günstiges Preis-/Genussverhältnis, sodass Marcus Hofschuster, der Mann der bei Wein-Plus die Qualitäten prüft und bewertet, schon vor 2 Jahren voller Euphorie über den Mon Blanc schrieb: "Wie kann man einen Wein, der nach über 20 € schmeckt, zu solch einem günstigen Preis unter zehn Euro produzieren?"
Überzeugen Sie sich selbst!
Ab sofort ist der Décroche La Lune 2020 als Nachfolger vom Mon Blanc 2018 zum Sensationspreis von nur 9,95 € pro Flasche 0,75L zu kaufen.
Da solch eine Wanderung durch die Weinberge mit Inspektion von 31 Hektar anstrengend ist, machte ich anschließend erst einmal eine Siesta im Hof von Château de Frauseilles.
Text: Frank Roeder MW