High End Australia: Zwei geniale Weine in optimaler Trinkreife von Geoff Merrill

21. Oktober 2021 News   Geoff Merrill, Australien, Mc Laren Vale

Seit vielen Jahren führen wir den Henley Shiraz, den größten Wein von unserem Spitzenwinzer aus Australien: Geoff Merrill. Der Henley Shiraz ist ein atemberaubender Wein von faszinierender Schönheit, Dichte und Kraft: Sieger der Jimmy Watson Trophy (die wertvollste Auszeichnung für einen australischen Wein), der regelmäßig auch Spitzenbewertungen in der internationalen Weinkritik erhält. Aktuell etwa 95 Punkte von James Halliday (Australian Wine Companion) für den Henley Shiraz 2005 und 2006 oder 97 Punkte von Wine Orbit für den 2006er Henley Shiraz. Das sind übrigens die neuesten verfügbaren Jahrgänge!

Im Frühjahr habe ich die Kollektion der neuesten Jahrgänge aller Weine von Geoff verkostet. Das ist jedes Jahr ein besonderes Erlebnis, denn seine Weine werden Jahr für Jahr besser. Bei den Shiraz und Chardonnay war das schon zur Gewohnheit geworden. Doch dieses Jahr war es etwas anders: Neben der zuverlässigen Steigerung bei den Shiraz gab es einen Qualitätssprung beim Reserve Chardonnay, der geradezu sensationell dicht und komplex ist, aber immer burgundisch frisch bleibt.

Hammermäßig war der Qualitätssprung der Weine aus Cabernet Sauvigon: Schon der Reserve Cabernet Sauvignon 2013, dessen Trauben etwa hälftig von den eigenen Rebflächen aus dem McLaren Vale und Coonawarra stammen, hat mich betört und begeistert! Fleischig und fest am Gaumen, mit exzellenter Cassis-Frucht und Tiefgang, viel feinstkörnigem Tannin und schokoladigem Finish lässt er kaum Wünsche offen.

Der Henley Shiraz gehört sicher zu den besten und feinsten Weinen des Kontinents. Dabei wird er nur in einer kleinen Menge von maximal 10 Fässern erzeugt. Dort reift er 34 Monate in Hogsheads (250 Liter Fässer) aus amerikanischer und französischer Eiche. Anschließend lässt Geoff ihn viele Jahre in der Flasche ruhen bis zur beginnenden Trinkreife. Erst dann gibt er ihn frei. Die aktuellen Jahrgänge sind 2005 und 2006. Erst vor wenigen Tagen hat Geoff den 2007er starten lassen. Aktuell ziehe ich den 2005er dem 2006er minimal vor. Beide sind überaus cremige, samtig-weiche Blockbuster, muskelbepackt, und dennoch dank des unglaublich feinen Säurespiels perfekt balanciert. Wie kaum ein anderer Wein zeigt der Henley, warum die Waage im Etikett der Geoff Merrill Weine als Symbol der Ausgewogenheit gewählt wurde. Trotz aller Kraft ist der Henley einer der feinsten, aufregendsten und spannendsten Weine, die wir je aus Australien verkostet haben.

Was der Henley beim Shiraz ist der Parham beim Cabernet Sauvignon. Geoff Merrills Spitzen-Cabernet spielt in der gleichen Liga wie der Henley, wie etwa die 97 Punkte vom Wine Orbit oder die 95 Punkte vom Halliday Wine Companian für den Jahrgang 2016 belegen. Als ich diesen Jahrgang erstmals verkostete, hat er mich gepackt und berührt. Ja, er ist noch etwas fest in seinen Tanninen, aber das ist ausschließlich seiner Jugend geschuldet. Er wird sich in den nächsten Wochen sicher noch mehr balancieren und damit an Geschmeidigkeit gewinnen. Dafür bietet er höchsten Trinkgenuss die nächsten 25 Jahre.

Benannt hat Geoff den Parham Cabernet Sauvignon nach seinem Großvater Bill Parham, der im gesegneten Alter von 102 Jahren verschied. Geoff Merrill zeigt mit dem Parham Cabernet Sauvignon, was maximal mit dieser Sorte möglich ist in Australien. Die Trauben stammen zu 85% aus dem McLaren Vale und zu 15% aus Coonawarra mit seinen eisenhaltigen roten Böden, die den Weinen eine irre Tiefe und Spannung verleihen. Es werden nur 10 Fässer produziert, die die Qualitätsspitze des Weinguts darstellen. Nach 27 Monaten Reife in neuen Hogsheads aus amerikanischer Eiche wird er abgefüllt und gelangt erst Jahre später in den Verkauf. Das betörende Bukett zeigt eine unglaubliche Tiefe und Dichte, Cassis, edle Schokolade, kubanische Zigarre, feine Röst- und Vanillenoten, nach Belüftung auch etwas Eukalyptus. Am Gaumen zeigt sich seine wahre Größe: Groß und mächtig der Auftakt mit perfekter Cassis- und Brombeerfrucht, sensationelle Tiefe, geschliffene feinste Tannine verleihen ihm großes Reifepotenzial. Hoch komplex und verspielt am Gaumen, immer druckvoll, mit Power und spektakulärer Länge, wie sie nur die besten Cabernets der Welt haben. Oder wie Geoff es so schön formuliert hat: “If you have a week to live, drink it now. Any time you can give this wine will be repaid in ever increasing "aahhh" and "Oh my God" moments.”

Dem ist Nichts hinzuzufügen!

Text: Frank Roeder MW