Wein ohne (zugesetzten) Schwefel: L'Invincible von Château Lauduc

24. April 2023 News

Schwefel spielt in der Weinerzeugung eine große Rolle.

Das geht schon im Weinberg los: Eine Lösung aus Kupfer und Schwefel, die sogenannte Bordelaiser Brühe, wird seit 1885 erfolgreich als wirksames Mittel gegen den Flaschen Mehltau gespritzt. Tatsächlich ist diese Mischung aus Kalk, Kupfersulfat und Wasser auch heute noch zugelassen, selbst für biologischen und sogar biodynamischen Weinbau. Die Spritzung erfolgt prophylaktisch bei zu erwartenden Pilzkrankheiten und bakteriellen Krankheiten. 

Anders ist die Wirkung von Schwefel in der Weinbereitung. Er wird meist in Form von Schwefeldioxid verwendet und wirkt so als starkes Antioxidatium, sprich: Er verdrängt Sauerstoff.
Daher verwenden manche Winzer bei besonders für Oxidation sensiblen Rebsorten wie etwas Sauvignon Blanc den Schwefel in Form von Metabisulfat bereits im Moststadium. So wird eine spontane Gärung mit wilden Hefen unterdrückt, gleichzeitig werden Bakterien gehemmt. Hingegen läuft die spätere Gärung mit Saccharomyces Hefen sauberer durch.

Das Verbrennen von Schwefel, das schon seit der Antike zur Konservierung und Desinfektion von Lebensmitteln verwendet wird, findet im Weinkeller besonders bei Holzfässern verwendet, um diese nach dem erstmaligen Gebrauch von möglichen Bakterien zu befreien. Gleichzeitig - ein angenehmer Nebeneffekt - verhilft der Schwefel Rotweinen zu klarerer Farbe.

Doch die mit großem Abstand am häufigsten verwendet Form ist der Einsatz von Schwefeldioxyd in wässriger Lösung beim Füllen der Weine. Das in der EU als E220 bezeichnete Mittel wird bei der Füllung der Flaschen in genau dosierter Menge dem Wein zugeführt, um ihn haltbarer zu machen. Seit Jahrzehnten nehmen die verwendeten Mengen allerdings ab. Rotweine brauchen weniger Schwefel als Weißweine, trockene Weine brauchen weniger Schwefel als Süßweine.  Daher gibt es Höchstwerte für die unterschiedlichen Weintypen: Bei trockenem Rotwein ist 160 mg/L die Höchstgrenze, doch die tatsächlichen Werte liegen meist deutlich niedriger.

Immer wieder wurde versucht, Wein auch ohne Schwefelzusatz abzufüllen. Dann bildeten sich oft unangenehme Gerüche und die Haltbarkeit der Weine war deutlich reduziert. Es ist völlig unmöglich, Weine ganz ohne Schwefel zu prioduzieren, da Schwefel ein Nebenprodukt bei der Vergärung ist und daher immer in geringen Mengen im Wein vorhanden ist. Daher muss auch bei Weinen, die ohne Schwefelzusatz auskommen, der Satz Enthält Sulfite auf dem Rückenetikett angegeben werden. 

Je sauberer und gesünder das Lesegut ist, umso eher ist es möglich, Wein ohne Schwefel zu füllen. Es gilt auch die Maxime, durch möglichst wenig Pumpen und Bewegen des Weins einen ungewollten Sauerstoffeintrag zu verhindern oder so minimal wie möglich zu halten. Dennoch waren die meisten dieser Weine sensorisch diffizil. Selten hat mir einer geschmeckt!

Diese Wahrnehmung hat sich mit dem L'Invincible von Château Lauduc komplett geändert!

Hervé Grandeau, der Eigentümer und Chef von Château Lauduc, hat seinen Betrieb inzwischen auf biologischen Weinbau umgestellt. Zwar sind noch nicht alle Rebflächen zertifiziert, aber sie sind in der Umstellung und spätestens 2024 wird es soweit sein, dass die gesamte Produktion BIO-zertifiziert sein wird. Nachhaltig arbeitet er schon seit Jahren, was mit dem HVE (Haute Valeur Envirementale = Hoher Umweltwert) Siegel bestätigt wird.

Der L'Invincible wurde bewusst mit jedem Arbeitsschritt so erzeugt, dass schon das Konzept den Einsatz von Schwefel ausgeschlossen wurde. Ganz entscheidender Aspekte sind die optimale Reife und der Gesundheitszustand der Beeren. Durch faule oder überreife Beeren steigt das Risiko enorm, ohne Schwefeleinsatz unerwünschte Reaktionen oder Aromen im fertigen Wein zu erhalten. Daher wird beim L'Invincible penibel selektioniert. Gärung und Ausbau finden in Edelstahltanks statt, die zuvor penibel gereinigt wurden. Aufs Pumpen wird weitestgehend verzichtet, um möglichen Sauerstoffeintrag in den Wein zu minimieren. Ohne jede Filtration und vor allen Dingen ohne jeden Zusatz von Schwefel wird er abgefüllt, wobei die Flaschen mit Stickstoff gespült sind.

Der Wein selbst unterscheidet sich schon in der Farbe von den anderen, normalen Rotweinen von Château Lauduc, in denen alle der Merlot die wichtigste Rolle spielt. Der L'Invincible ist ein reiner Merlot, der enorm dicht in seiner purpurvioletten Farbe glänzt. Undurchdringlich, opak, jung und fast schon tintig anmutend sieht er klar anders auch als die rubinroten, deutlich helleren und klareren Schwesterwein.

Im Duft zeigt er eine hochpräzise Brombeerfrucht ohne jeden Holzeinfluss, nur dezente Kräuternoten unterstützen und ergänzen die Fruchtaromatik. Am Gaumen dann geballte Saftigkeit, es schmeckt als ob man in hochreife Brombeeren beißt, die feinkörnigen Tannine stützen den Wein, ohne jede Härte gleiten sie über die Papillen, die lebhafte, aber reife Säure stützt den Aromenfluss. Alles super stimmig und super klar, 100% Frucht, 100% Merlot! Wein mal ganz anders.

Natürlich hat auch der Winzer noch wenig Erfahrung mit der Haltbarkeit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er zwei Jahre ohne Problem überstehen wird, wir werde das aufmerksam verfolgen. Er schmeckt jetzt vorzüglich, besonders zu Wurst und Schinken sowie nicht allzu würzigen Käsesorten hat er mir besonders gemundet.